Ästhetik 20./21. Jahrhundert

Zeitformate in der zeitgenössischen Musik – Zwischen Extremen und Konventionen

Mittwoch 16.00 – 17.30 Uhr, Raum 4006 (SEM)

Die Dauer eines Werkes ist eine der wesentlichsten Parameter musikalischer Gestaltung. Von extrem kurzen Stücken im Millisekundenbereich bis hin zu jahrhundertelangen Kompositionen spannen zeitgenössische Werke ein breites Spektrum an Zeitformaten auf. Doch wie beeinflussen diese Extremwerte unsere Wahrnehmung, Aufführungspraxis und Rezeption von Musik?

Dieses Seminar widmet sich der Analyse und Diskussion unterschiedlicher Zeitformate in der zeitgenössischen Musik. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf drei wesentlichen Aspekten:

  1. Extrem kurze Werke: Kompositionen, die sich im Sekunden- oder Millisekundenbereich bewegen, brechen mit traditionellen Erwartungen und fordern neue Wahrnehmungs- und Interpretationsweisen heraus. Wie wird musikalischer Ausdruck in solch reduzierter Zeitspanne überhaupt erfahrbar?
  2. Extrem lange Werke: Werke, die sich über mehrere Stunden, Jahre oder gar Jahrhunderte erstrecken, werfen Fragen der Aufführungspraktik, der Wahrnehmung und der Rolle des Publikums auf. Welche Konzepte stehen hinter diesen musikalischen Langzeitprojekten, und welche Herausforderungen bringen sie mit sich?
  3. Das mittlere Zeitformat und seine institutionelle Prägung: Viele Werke der zeitgenössischen Musik bewegen sich in einem relativ eng definierten Rahmen von etwa 10 bis 15 Minuten. Dieser Zeitrahmen scheint sich als Standard etabliert zu haben, insbesondere in Konzertprogrammen und Festivals. Doch inwieweit ist dieses Zeitformat ein Ergebnis pragmatischer Notwendigkeiten, und wo fängt eine unbewusste Anpassung an institutionelle Vorgaben an? Unterwerfen sich Künstler:innen proaktiv diesem ungeschriebenen Dogma und geben dadurch eine wesentliche ästhetische Entscheidung aus der Hand?

Im Seminar werden diese Fragen durch musiktheoretische und -soziologische Analysen sowie durch Beispiele aus der Praxis beleuchtet. Ziel ist es, ein kritisches Bewusstsein für die Bedeutung der Zeit als kompositorischer Faktor zu entwickeln und ihre Auswirkungen auf ästhetische und institutionelle Entscheidungen zu reflektieren.

Zentrale Fragen des Seminars:

  • Welche Herausforderungen stellen extreme Zeitformate für Komponist:innen, Interpret:innen und Publikum dar?
  • Inwiefern beeinflussen Festivals und Konzertformate die Dauer von Kompositionen?
  • Gibt es eine „Normierung“ der Werkdauer in der zeitgenössischen Musik?
  • Welche Alternativen können jenseits bestehender Konventionen erprobt werden?

Das Seminar richtet sich an Komponist:innen, Interpret:innen und alle Interessierten, die sich mit der Frage der Zeitgestaltung in der Musik kritisch auseinandersetzen möchten.

Das Seminar wird begleitet von Univ.Prof. Achim Bornhoeft und Univ.Prof. Dr. Christian Ofenbauer

Themen

Termin

Achim Bornhoeft
Extreme Zeitformate in aktueller Musik 1
05.03.2025
Achim Bornhoeft
Extreme Zeitformate in aktueller Musik 2
12.03.2025
Unterricht entfällt (Projekttage) 19.03.2025
Özkan Babacı
(WS 24/25, Parametrische Komposition)
Sound in Space
26.03.2025
Ege Sayar
(WS 24/25, Parametrische Komposition) 
The Evolution And Journey Of Timbre
02.04.2025
Unterricht entfällt (Zulassungsprüfungen) 09.04.2025
Unterricht entfällt (Krankheit) 30.04.2025
Hugo Daouk
Akustische Markenelemente
Matthias Brandt
lgm
07.05.2025
Sofia Skladannaia
Musikalische Entsprechungen extremer psychologischer Zustände unter besonderer Berücksichtigung extremer Längen und Kürze
14.05.2025
Emma Ebmeyer, Lena Michajłów 21.05.2025
Ye-eun Jeong 28.05.2025
Özkan Babacı 04.06.2025
Tina Geroldinger 11.06.2025
Ege Sayar 18.06.2025
Parham Behzad 25.06.2025

Zielgruppe:
Komposition, Musiktheorie, Neue Musik,
frei für alle Studiengänge

Inskription über MOZ_ONLINE:

FWF alle Studiengänge: BA 1 – 4, MA 1 – 4
Neue Musik: MA 2

Benotung:
Mitarbeit (20%) +
Referat mündlich, 30 min. (80%)