UE Autorschaft in Literatur und Musik (LV-Nr. 901.357) WS 2022/23
LV-Leitung
Marco Döttlinger, MA (marco.doettlinger@moz.ac.at)
Dr. Anna Estermann, MA (anna.estermann@plus.ac.at)
Ort
W&K Atelier, Bergstraße
Sprechstunde
nach Vereinbarung
Inhalt
Mit „Autorschaft“ rückt in unserer Lehrveranstaltung eine künstlerische Kategorie in den Blick, die zu den schillerndsten und zu den umstrittensten zählt. Die Frage, welche Rolle der Autor/die Autorin für das Verständnis eines Werkes spielt, ist in den letzten Jahrzehnten umfassend diskutiert worden: Ältere Konzepte von Autorschaft sahen im schöpferischen Akt den genialisch-heroischen Ausdruck einer (tatsächlich meist männlichen) Autor-Figur – sowohl in der Literatur als auch in der Musik. Roland Barthes wiederum verkündete 1968 den „Tod des Autors“ und prägte mit diesem Diktum auf Jahrzehnte die Marginalisierung der Autorschafts-Kategorie. Um die Jahrtausendwende schließlich wurde die „Rückkehr des Autors“ ausgerufen und man versuchte, die Kategorie der Autorschaft zu rehabilitieren. Diese theoretischen Positionen nehmen wir zum Ausgangspunkt, um uns mit literarischen und musikalischen Praktiken von Autorschaft zu befassen. Im Vordergrund steht dabei nicht so sehr die abstrakte Frage „Was ist ein Autor?“ – so der Titel eines kanonischen Aufsatzes von Michel Foucault –, sondern konkret: Was tut ein/e Autor*in, wenn er/sie schreibt bzw. komponiert? Wie denken Autor*innen selbst über den Stellenwert von Autorschaft in ihrem künstlerischen Schaffensprozess nach? Wie beschreiben sie ihr künstlerisches Tun? Im Rahmen der Lehrveranstaltung werden wir einen Workshop abhalten, zu dem wir Komponist*innen und Schriftsteller*innen einladen, um diese Probleme im gemeinsamen Gespräch zu diskutieren.
Referate, anschließend jeweils gemeinsame Diskussion der Texte: vorbereitende Lektüre aller Texte wird vorausgesetzt
Semesterplan
– 14.10. Organisatorisches
– 18.11. Block 1: 10:00-12:00 Uhr | 13:00-15:00 Uhr | 16:00-18:00
Einführung:
Michael Wetzel: Artikel „Autor/Künstler“, in: Karlheinz Barck et. al (Hg.): Ästhetische Grundbegriffe (ÄGB). Historisches Wörterbuch in 7 Bänden. Bd. 1: Absenz bis Darstellung. Stuttgart, Weimar: Metzler 2010, S. 480-544.
Jens Schröter: „Analog/Digital – Opposition oder Kontinuum?“, in: Alexander Böhnke, ders. (Hg.): Analog/Digital – Opposition oder Kontinuum? Zur Theorie und Geschichte einer Unterscheidung. Bielefeld: transcript 2004, S. 7-32.
Referate:
Anne Bohnenkamp: „Autorschaft und Textgenese“, in: Heinrich Detering (Hg.): Autorschaft. Positionen und Revisionen. DFG-Symposion 2001. Stuttgart, Weimar: Metzler 2002, S. 62-79.
Karl Baier: „Offenes Kunstwerk versus Kunst der Offenheit. Umberto Ecos Abendländische Werk-Ästhetik und John Cages buddhistische Alternative“, in: polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren 9 (2003): Ästhetik, S. 38-56.
– 15.12. Block 2: 10:00-12:00 Uhr | 13:00-15:00 Uhr | 16:00-18:00
Andreas Reckwitz: „Zentrifugale Kunst: Die Selbstentgrenzung der Kunstpraktiken“, in ders.: Die Erfindung der Kreativität. Zum Prozess gesellschaftlicher Ästhetisierung. Berlin: Suhrkamp 42014, S. 90-132.
Alberto de Campo: „Neue Perspektiven. Generative Methoden in der künstlerischen Praxis“, in: Positionen. Texte zur aktuellen Musik 99/2014, S. 6-10.
Annie Goh, Constantin Engelmann: „Was ist generative Kunst?“, in: ebd., S. 4f.
Jin Hyun Jim: „Prozesshaftigkeit und Unvorhersehbarkeit“. Von geschlossenen virtuellen Musikinstrumenten zur interaktiven Klangprogrammierung“, in: ebd., S. 17-19.
Luc Döbereiner: „Die Black Box des Unbegrifflichen: Ästhetisches Denken und KI“, in: Positionen. Texte zur aktuellen Musik 132/2022, S. 56-63.
Genoël von Lilienstern: „Fauxtomation, Cherry-Picking, Blackboxing“, in: Positionen. Texte zur aktuellen Musik 122/2020, S. 35-44.
– 27.1. Block 3: 10:00-14:00 Uhr
Philipp Schönthaler: „Schreiben als Arbeit am Zufall“, in ders.: Die Automatisierung des Schreibens & Gegenprogramme der Literatur. Berlin: Matthes und Seitz 2022, S. 209-240.
Ines Barner, Anja Schürmann, Kathrin Yacavone: „Kooperation, Kollaboration, Kollektivität: Geteilte Autorschaften und pluralisierte Werke aus interdisziplinärer Perspektive“, in: Journal of Literary Theory 16 (2022), H.1, S. 3-28.
Workshop mit Artemi-Maria Gioti (Komponistin und Wissenschaftlerin, Dresden) und Vera Sebert (Medienkünstlerin, Wien), W&K-Atelier, Bergstraße, 17:00-20:00 Uhr
Ziel
Sensibilisierung für die Potentiale des interdisziplinären Austauschs sowie für neue Formate zur Vermittlung der Theorie und Praxis der Künste.
Lehr- und Lernmethoden
Bereitstellung von theoretischen Texten; Impulsreferate, Gruppenarbeiten, Workshop
Teilnahmevoraussetzungen: Anwesenheit (nicht mehr als 20% Fehlzeiten, schriftliche Entschuldigung), Referat und Mitarbeit
Inskription über MOZ ONLINE: